Die Polizei Ausbildung Österreich
Bevor wir ausführlich auf die Polizei Ausbildung in Österreich eingehen, möchten wir dir noch einige Fakten und allgemeine Informationen über die österreichischen Polizei an die Hand geben. Während man umgangssprachlich beim Begriff „Polizei“ meistens an uniformierte, bewaffnete Beamte denkt, umfasst die Polizei in Österreich noch einiges mehr, nämlich auch die Sicherheitsbehörden. Dazu zählen das Bundesministerium für Inneres, die Landespolizeidirektionen der einzelnen Bundesländer und die Bezirkshauptmannschaften samt den dazugehörigen Wachkörpern. Die Kernaufgabe der Polizei ist die Sicherheit der in Österreich lebenden Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Als einer von insgesamt 38.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, trägst du entscheidend dazu bei, dass Staat und Gesellschaft zuverlässig funktionieren.
Wichtigster und größter Wachkörper bei der österreichischen Polizei ist die Bundespolizei, die in ganz Österreich gewöhnliche Polizeiaufgaben erledigt. Die Bundespolizei verfügt über rund 1.000 Polizeiinspektionen mit rund 31.000 Mitarbeitern in ganz Österreich, welche dem Bundesministerium für Inneres unterstellt sind. Folgende Aufgabengebiete gehören zum Arbeitsbereich der Bundespolizei:
- Dienst im Verkehrswesen (Überwachung des Verkehrs, Aufnahme von Verkehrsunfällen etc.)
- Kriminalpolizeiliche Ermittlungstätigkeit
- Aufgaben der Sicherheitspolizei (Schutz und Wache bei Sportveranstaltungen, Demos etc., Suche nach Vermissten, Streitschlichtung etc.)
- Auf die Einhaltung von Bundes- und Landesgesetzte achten (Jugendschutz, Waffengesetz etc.)
- Verwaltungsbehörden wie Gerichte, Staatsanwaltschaften etc. unterstützen
Polizeigrundausbildung 24 Monate
Nachdem die Bewerber das Auswahlverfahren erfolgreich bestanden haben, wartet auf sie eine zweijährige Grundausbildung bei der Polizei Österreich. Diese ist sowohl in theoretische als auch in praktische Bereiche gegliedert. Die wöchentliche Arbeitszeit in der Ausbildung beträgt von Montag bis Freitag 40 Stunden (i. d. R. von 7:30-15:30 Uhr). Insgesamt teilen sich die 24 Monate in vier Ausbildungsabschnitte auf.
1. Basisausbildung – zwölf Monate
Die Basisausbildung umfasst zunächst zwölf Monate und findet in den Polizei-Bildungszentren der jeweiligen Bundesländer statt. In dieser Zeit lernen die angehenden Polizisten in Österreich viele Grundlagen, die sie für ihren späteren Beruf benötigen. Dazu gehören nicht nur einsatztaktische und -technische Fächer wie Waffenkunde, Sport Kriminaltechnik und Informationstechnik, sondern auch eine umfassende Rechtsausbildung. Gelehrt werden dabei die sieben Rechtsfächer Verfassungsrecht und Europäische Union, Strafrecht, Dienstrecht, Verwaltungsrecht, Privatrecht, Verkehrsrecht und Sicherheitspolizeiliche Handlungslehre. In den Rechtsfächern müssen die Auszubildenden am Ende der zwölf Monate auch eine Prüfung ablegen.
2. Berufspraktikum I – drei Monate
Im Anschluss der Basisausbildung folgt das erste Praktikum im zweiten Ausbildungsabschnitt. Hier werden die Aspiranten für drei Monate einer Polizeiinspektionen in Österreich zugeteilt. Dort können sie die erlernten theoretischen Inhalte erstmals in praktischen Situationen anwenden. Beamte des exekutiven Außendienstes stehen dabei immer an der Seite der angehenden Polizisten und machen sie auch Organisationsabläufen vertraut.
3. Präsenzausbildung – fünf Monate mit anschließender Dienstprüfung
Nach drei Monaten kehren die Beamtenanwärter/-innen für die zweite Präsenzausbildung an ihre Polizeischule zurück. In noch einmal fünf Monaten werden die rechtlichen Fächer vertieft und man lernt nicht nur die Inhalte der Rechtsvorschriften, sondern auch die Absicht, die der Gesetzgeber mit ihnen verfolgt. Zudem gehören fortgeschrittene einsatztaktische und -technische Inhalte zur Ausbildung. Die Dienstprüfung findet danach statt.
4. Berufspraktikum II – vier Monate
Nach der Dienstprüfung folgt zum Abschluss der Grundausbildung das Berufspraktikum II in einer Polizeiinspektion. Aufgrund der Tatsache, dass die Polizeiaspiranten ihre theoretische Ausbildung bereits weitestgehend abgeschlossen haben, werden sie nun schon deutlich stärker in den exekutiven Dienst eingebunden. So kann es unter Umständen sein, dass man als Unterstützung bei einer Großveranstaltung, wie beispielsweise einem Fußballspiel oder einer Demonstration zum Einsatz kommt.
Mit erfolgreichen Abschluss der Grundausbildung wirst du zunächst in einer Polizeiinspektion eingesetzt. Dort musst du für mindestens 5 Jahre deinen Dienst bei jener Landespolizeidirektion verrichten, für die du aufgenommen wurdest.
Ausbildungsinhalte
Abgesehen vom Berufspraktikum I und II stehen in der Grundausbildung für den Exekutivdienst noch drei weitere große Lerninhalte auf dem Ausbildungsplan. Die Kompetenzprofile für den uniformierten Polizeidienst, welche sich wie folgt zusammensetzen:
- Personale und sozialkommunikative Kompetenzen
- Polizeifachliche Kompetenzen
- Situationsadäquate Handlungskompetenzen sowie Wahrnehmungs- und Reflexionskompetenzen
1. Personale und sozialkommunikative Kompetenzen
In diesem Bereich spielen die sozialen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Hierzu gehört zum Beispiel die Kommunikation mit anderen Team-Mitgliedern, aber auch der Umgang mit Konflikten. Ebenso bekommst du eine Einführung in die Behördenorganisation, in die Berufsethik ,die Menschenrechte und die Gesellschaftslehre. Ebenfalls ein interessanter Teilbereich ist hier zudem die angewandte Psychologie.
2. Polizeifachliche Kompetenzen
Hier steht die Theorie rund um den Dienstalltag im Vordergrund. Das bedeutet, dass du in diesem Bereich zum Beispiel etwas über das Dienstrecht oder die sicherheitspolizeiliche Handlungslehre erfährst. Ebenso stehen das Straf- und Privatrecht, das Verkehrsrecht, das Verfassungsrecht und Europäisches Recht, die Bürokommunikation und die Kriminalistik in diesem Modul auf dem Lehrplan.
3. Situationsadäquate Handlungskompetenzen sowie Wahrnehmungs- und Reflexionskompetenzen
Das Modul mit dem wohl kompliziertesten Namen wird von vielen Polizeischülern als interessantester Teil der Ausbildung beschrieben. Kein Wunder, denn hier kommst du auch bei den theoretischen Inhalten nah an die Praxis heran. Auf dem Stundenplan stehen hier zum Beispiel modulares Kompetenztraining, Einsatztraining, Erste Hilfe, Fremdsprachen und Sport. Darüber hinaus wird ein themenzentrierter Unterricht angeboten.
Dienst- und Ausbildungsstandorte
Standorte
Wo möchtest du später deinen Dienst verrichten und wohnen? Bist du ein Stadt- oder Landmensch? Bewirbst du dich um einen Ausbildungsplatz in einem bestimmten Bundesland, wirst du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch dort die ersten Jahre deiner Polizeikarriere verbringen. Natürlich kann man später um eine Versetzung bitten, das kann aber dauern und es müssen dafür bestimmte Gegebenheiten vorliegen (z.B.: Planstellen).
Aktuelle Ausschreibungen für Ausbildungsplätze im Bundesland deiner Wahl findest du online in der Jobbörse und auf der offiziellen Karriereseite der Polizei.
Ausbildungsstandorte
Jedes Bundesland verfügt über ein Bildungszentrum (in NÖ sind es zwei), in dem der Großteil deiner Ausbildung stattfinden wird. Im Normalfall wirst du in dem Bundesland lernen, für welches du einen Ausbildungsvertrag erhältst. Dies ist aber nicht zwingend notwendig und von den Ressourcen der Bildungszentren abhängig. Die Sicherheitsakademie als zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung des Bundesministeriums für Inneres betreibt österreichweit zwölf Bildungszentren mit den Standorten Eisenstadt, Krumpendorf am Wörthersee, Traiskirchen, St. Pölten, Ybbs/Donau, Linz, Wels, Salzburg, Graz, Absam, Feldkirch und Wien.
Die Polizeigrundausbildung erfolgt in der Regel in jenem Bildungszentrum, welches auch im jeweiligen Aufnahmebundesland liegt. Nähere Informationen zu den Bildungszentren erhältst du bei den Aufnahmestellen der Landespolizeidirektionen.
Gehalt während der Grundausbildung
Bereits mit Beginn der Grundausbildung verdient ein Polizist in Österreich ein Gehalt. Der Verdienst richtet sich nach der Gehaltstabelle für Beamte des Exekutivdienstes und ist für Aspiranten in der Verwendungsgruppe E 2c geregelt. Während der Grundausbildung bei der österreichischen Polizei erhältst du ein monatlichen Brutto-Verdienst, welcher sich mit jedem Ausbildungsjahr steigert.
1. Ausbildungsjahr
2. Ausbildungsjahr
Inspektor
Nach dem Abschluss der Grundausbildung und der Aufnahme in das öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis erfolgt die Zuweisung an eine Polizeidienststelle. Zusätzlich zum Grundgehalt gibt es diverse Zulagen und Nebengebühren, die je nach Arbeitsaufkommen und Mehrleistungen der jeweiligen Dienststelle variieren. Daher kann keine genaue Gehaltssumme angegeben werden. Als Anhaltspunkt für das monatliche Brutto-Gesamteinkommen direkt nach Eintritt in das öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis könnte man von einem Betrag von etwa 4.300 Euro ausgehen.
Nach der Grundausbildung
Mit Abschluss der zweijährigen Grundausbildung und bestehen der Dienstprüfung, wirst du zunächst deine Dienstzeit in einer Polizeiinspektion verrichten. Es erfolgt die Umwandlung des Beamtenverhältnisses auf Lebenszeit. Beachte allerdings, dass du für zumindest fünf Jahre im Bereich jener Landespolizeidirektion Dienst verrichten wirst, für die du aufgenommen wurdest.
Der Streifendienst der Polizei
Der Streifendienst findet 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht, statt und bildet das Fundament der polizeilichen Tätigkeiten. Die Beamtinnen und Beamten begegnen dabei einer Vielzahl polizeilicher Vorfälle – von Fahndungen über Verkehrsunfälle bis hin zu Gewaltverbrechen und Todesfällen. Sie intervenieren in akuten Bedrohungssituationen, ergreifen erforderliche Maßnahmen, erstellen Berichte und unterstützen Geschädigte. Die Arbeit im Patrouillendienst ist anspruchsvoll, abwechslungsreich und fesselnd. Nach dem Abschluss der Polizeiausbildung treten die Beamtinnen und Beamten ihren Dienst in einer Polizeiwache an. Im operativen Dienst sind Polizeikräfte unterschiedlichen Alters tätig. Diese Rolle ermöglicht es ihnen, die Basis der Polizeiarbeit zu verstehen, was wesentlich ist, um sich für weiterführende polizeiliche Aufgabenbereiche zu qualifizieren.
Arbeitszeitmodelle
Die wöchentliche Arbeitszeit bei der österreichischen Polizei beträgt im Schnitt 40 Stunden. Je nach Funktion und Aufgabe, sind die Polizistinnen und Polizisten im Schicht- oder im Wechseldienst eingesetzt. Darüber hinaus müssen Überstunden geleistet werden, um die Verfügbarkeit der Polizei und die damit verbundene Sicherheit für die Menschen gewährleisten zu können. Wenn Einsätze und Amtshandlungen mehr Zeit beanspruchen, als die angedachte Dienstzeit, müssen Berichte und Anzeigen trotzdem umgehend verfasst werden. Die Überstunden bei der Polizei werden finanziell abgegolten.
Außendienst
Wechseldienst:
- Individuell gestalteter Dienstplan (monatlich)
- Ein Plandienstwochenende
- Pro Monat ein dienstfreies Wochenende
- 28 Journaldienststunden (Mehrdienstleistung/Überstunden)
Schichtdienst (meist städtische Gebiete):
- Gruppendienstplan (5 oder 6 Gruppen zu je zwei Untergruppen)
- Festgelegter Dienstrhythmus (z. B. Tag – Nacht – Tag – Frei – Frei – Tag….)
Innendienst
Normaldienstplan:
- Streben nach einer ausgewogenen Verteilung der Arbeitszeit von Montag bis Freitag
- Wochenendarbeit nur bei besonderen Gegebenheiten
Gleitzeit:
- Eine spezielle Variante des regulären Dienstplans
- Die Anfangs- und Endzeiten des Dienstes können innerhalb vorgegebener Zeiträume (Flexibilitätsfenster) selbst gewählt werden
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