Die Polizeiausbildung in Österreich ist essenziell für die Vorbereitung auf eine Laufbahn im Polizeidienst. Sie kombiniert theoretisches Wissen mit praktischen Übungen und legt dabei besonderen Wert auf Rechtskenntnisse, Einsatzfähigkeiten, Kommunikation und psychologische Schulung. Ziel ist es, angehende Polizistinnen und Polizisten nicht nur für die rechtliche Durchsetzung, sondern auch für angemessenes Handeln in kritischen Situationen zu rüsten. Zudem wird großer Wert auf körperliche Fitness und persönliche Entwicklung gelegt, um den physischen und mentalen Herausforderungen des Berufs begegnen zu können. Die Ausbildung zielt darauf ab, fachkundige und ethisch verantwortungsbewusste Beamte für den Polizeidienst auszubilden.
24 Monate Polizeigrundausbildung
Nach erfolgreichem Abschluss des Auswahlverfahrens beginnt für die Bewerberinnen und Bewerber die zweijährige Polizeigrundausbildung. Sie dient dazu, den angehenden Polizeibeamten das notwendige theoretische Wissen und praktische Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für die Bewältigung ihrer vielfältigen und anspruchsvollen Tätigkeiten im Polizeidienst benötigen. Die Ausbildung ist darauf ausgerichtet, die Polizeianwärter nicht nur in rechtlichen Grundlagen, Kriminalistik und Verkehrserziehung zu schulen, sondern auch ihre physische Fitness, Entscheidungsfähigkeit und psychologische Kompetenz zu stärken. Dafür durchlaufen die Auszubildenden eine 40-Stunden-Woche von Montag bis Freitag, üblicherweise von 7:30 bis 15:30 Uhr. Insgesamt ist die Polizeiausbildungszeit in vier Abschnitte gegliedert und erstreckt sich über 24 Monate.
Die Struktur und Inhalte der Polizeiausbildung in Österreich sind darauf ausgerichtet, den hohen Anforderungen an Sicherheit und Ordnung gerecht zu werden und gleichzeitig den Respekt vor den Grundrechten und die Wahrung der Menschenwürde zu gewährleisten. Ziel ist es, die Auszubildenden nicht nur in die Lage zu versetzen, in verschiedenen Situationen sicher handeln zu können, sondern auch, eine starke Bürgernähe zu fördern, basierend auf einem Verhalten, das die Menschenrechte vollständig respektiert und unterstützt.
1. Basisausbildung – zwölf Monate
Die Basisausbildung umfasst zunächst zwölf Monate und findet in den Polizei-Bildungszentren der jeweiligen Bundesländer statt. In dieser Zeit lernen die angehenden Polizisten in Österreich viele Grundlagen, die sie für ihren späteren Beruf benötigen. Dazu gehören nicht nur einsatztaktische und -technische Fächer wie Waffenkunde, Sport Kriminaltechnik und Informationstechnik, sondern auch eine umfassende Rechtsausbildung. Gelehrt werden dabei die sieben Rechtsfächer Verfassungsrecht und Europäische Union, Strafrecht, Dienstrecht, Verwaltungsrecht, Privatrecht, Verkehrsrecht und Sicherheitspolizeiliche Handlungslehre. In den Rechtsfächern müssen die Auszubildenden am Ende der zwölf Monate auch eine Prüfung ablegen.
2. Berufspraktikum I – drei Monate
Im Anschluss der Basisausbildung folgt das erste Praktikum im zweiten Ausbildungsabschnitt. Hier werden die Aspiranten für drei Monate einer Polizeiinspektionen in Österreich zugeteilt. Dort können sie die erlernten theoretischen Inhalte erstmals in praktischen Situationen anwenden. Beamte des exekutiven Außendienstes stehen dabei immer an der Seite der angehenden Polizisten und machen sie auch Organisationsabläufen vertraut.
3. Präsenzausbildung – fünf Monate mit anschließender Dienstprüfung
Nach drei Monaten kehren die Beamtenanwärter/-innen für die zweite Präsenzausbildung an ihre Polizeischule zurück. In noch einmal fünf Monaten werden die rechtlichen Fächer vertieft und man lernt nicht nur die Inhalte der Rechtsvorschriften, sondern auch die Absicht, die der Gesetzgeber mit ihnen verfolgt. Zudem gehören fortgeschrittene einsatztaktische und -technische Inhalte zur Ausbildung. Die Dienstprüfung findet danach statt.
4. Berufspraktikum II – vier Monate
Nach der Dienstprüfung folgt zum Abschluss der Grundausbildung das Berufspraktikum II in einer Polizeiinspektion. Aufgrund der Tatsache, dass die Polizeiaspiranten ihre theoretische Ausbildung bereits weitestgehend abgeschlossen haben, werden sie nun schon deutlich stärker in den exekutiven Dienst eingebunden. So kann es unter Umständen sein, dass man als Unterstützung bei einer Großveranstaltung, wie beispielsweise einem Fußballspiel oder einer Demonstration zum Einsatz kommt.
Mit erfolgreichen Abschluss der Grundausbildung wirst du zunächst in einer Polizeiinspektion eingesetzt. Dort musst du für mindestens 5 Jahre deinen Dienst bei jener Landespolizeidirektion verrichten, für die du aufgenommen wurdest.
Ausbildungsinhalte
Abgesehen vom Berufspraktikum I und II stehen in der Grundausbildung für den Exekutivdienst noch drei weitere große Lerninhalte auf dem Ausbildungsplan. Die Kompetenzprofile für den uniformierten Polizeidienst, welche sich wie folgt zusammensetzen:
- Personale und sozialkommunikative Kompetenzen
- Polizeifachliche Kompetenzen
- Situationsadäquate Handlungskompetenzen sowie Wahrnehmungs- und Reflexionskompetenzen
1. Personale und sozialkommunikative Kompetenzen
In diesem Bereich spielen die sozialen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Hierzu gehört zum Beispiel die Kommunikation mit anderen Team-Mitgliedern, aber auch der Umgang mit Konflikten. Ebenso bekommst du eine Einführung in die Behördenorganisation, in die Berufsethik ,die Menschenrechte und die Gesellschaftslehre. Ebenfalls ein interessanter Teilbereich ist hier zudem die angewandte Psychologie.
2. Polizeifachliche Kompetenzen
Hier steht die Theorie rund um den Dienstalltag im Vordergrund. Das bedeutet, dass du in diesem Bereich zum Beispiel etwas über das Dienstrecht oder die sicherheitspolizeiliche Handlungslehre erfährst. Ebenso stehen das Straf- und Privatrecht, das Verkehrsrecht, das Verfassungsrecht und Europäisches Recht, die Bürokommunikation und die Kriminalistik in diesem Modul auf dem Lehrplan.
3. Situationsadäquate Handlungskompetenzen sowie Wahrnehmungs- und Reflexionskompetenzen
Das Modul mit dem wohl kompliziertesten Namen wird von vielen Polizeischülern als interessantester Teil der Ausbildung beschrieben. Kein Wunder, denn hier kommst du auch bei den theoretischen Inhalten nah an die Praxis heran. Auf dem Stundenplan stehen hier zum Beispiel modulares Kompetenztraining, Einsatztraining, Erste Hilfe, Fremdsprachen und Sport. Darüber hinaus wird ein themenzentrierter Unterricht angeboten.
Dienst- und Ausbildungsstandorte
Standorte
Wo möchtest du später deinen Dienst verrichten und wohnen? Bist du ein Stadt- oder Landmensch? Bewirbst du dich um einen Ausbildungsplatz in einem bestimmten Bundesland, wirst du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch dort die ersten Jahre deiner Polizeikarriere verbringen. Natürlich kann man später um eine Versetzung bitten, das kann aber dauern und es müssen dafür bestimmte Gegebenheiten vorliegen (z. B.: Planstellen).
Aktuelle Ausschreibungen für Ausbildungsplätze im Bundesland deiner Wahl findest du online in der Jobbörse und auf der offiziellen Karriereseite der Polizei.
Ausbildungsstandorte
Jedes Bundesland verfügt über ein Bildungszentrum (in NÖ sind es zwei), in dem der Großteil deiner Ausbildung stattfinden wird. Im Normalfall wirst du in dem Bundesland lernen, für welches du einen Ausbildungsvertrag erhältst. Dies ist aber nicht zwingend notwendig und von den Ressourcen der Bildungszentren abhängig. Die Sicherheitsakademie als zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung des Bundesministeriums für Inneres betreibt österreichweit zwölf Bildungszentren mit den Standorten Eisenstadt, Krumpendorf am Wörthersee, Traiskirchen, St. Pölten, Ybbs/Donau, Linz, Wels, Salzburg, Graz, Absam, Feldkirch und Wien.
Die Polizeigrundausbildung erfolgt in der Regel in jenem Bildungszentrum, welches auch im jeweiligen Aufnahmebundesland liegt. Nähere Informationen zu den Bildungszentren erhältst du bei den Aufnahmestellen der Landespolizeidirektionen.
Nach der Polizeigrundausbildung
Mit Abschluss der zweijährigen Grundausbildung und bestehen der Dienstprüfung, wirst du zunächst deine Dienstzeit in einer Polizeiinspektion verrichten. Es erfolgt die Umwandlung des Beamtenverhältnisses auf Lebenszeit. Beachte allerdings, dass du für zumindest fünf Jahre im Bereich jener Landespolizeidirektion Dienst verrichten wirst, für die du aufgenommen wurdest.
Streifendienst der Polizei
Der Streifendienst findet 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht, statt und bildet das Fundament der polizeilichen Tätigkeiten. Die Beamtinnen und Beamten begegnen dabei einer Vielzahl polizeilicher Vorfälle – von Fahndungen über Verkehrsunfälle bis hin zu Gewaltverbrechen und Todesfällen. Sie intervenieren in akuten Bedrohungssituationen, ergreifen erforderliche Maßnahmen, erstellen Berichte und unterstützen Geschädigte. Die Arbeit im Patrouillendienst ist anspruchsvoll, abwechslungsreich und fesselnd. Nach dem Abschluss der Polizeiausbildung treten die Beamtinnen und Beamten ihren Dienst in einer Polizeiwache an. Im operativen Dienst sind Polizeikräfte unterschiedlichen Alters tätig. Diese Rolle ermöglicht es ihnen, die Basis der Polizeiarbeit zu verstehen, was wesentlich ist, um sich für weiterführende polizeiliche Aufgabenbereiche zu qualifizieren.