Die Flugpolizei in Österreich – Luftunterstützung für Sicherheit und Katastrophenschutz
Die Flugpolizei in Österreich ist ein hochspezialisierter Bereich innerhalb des Bundesministeriums für Inneres und spielt eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung von Ordnung, Schutz und Hilfeleistung aus der Luft. Ausgestattet mit einer modernen Flotte an Polizeihubschraubern übernimmt die Flugpolizei ein breites Spektrum an Aufgaben – von der Verbrechensbekämpfung, Grenzraumüberwachung und Personenfahndung bis hin zu Rettungseinsätzen, Katastrophenschutz und Waldbrandbekämpfung.
Als fliegender Arm der österreichischen Polizei unterstützt die Flugpolizei bodengebundene Einsatzkräfte bei komplexen Lagen und schwer zugänglichen Einsatzorten. Gleichzeitig sind ihre Pilot:innen und Besatzungsmitglieder in der Lage, binnen kürzester Zeit großflächige Gebiete zu überblicken, Einsätze zu koordinieren und Personen oder Material schnell zu transportieren.
In diesem Beitrag erfährst du alles über die Aufgaben der Flugpolizei, die Voraussetzungen für den Einstieg sowie die vielfältigen Karrierechancen im Bereich der polizeilichen Luftunterstützung in Österreich.
Voraussetzung: Pilotenausbildung, polizeiliches Fachwissen und fliegerische Eignung
Wer sich für eine Karriere bei der Flugpolizei Österreich interessiert, muss hohe Anforderungen erfüllen: Neben einer abgeschlossenen Polizeigrundausbildung und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung im Außendienst sind auch körperliche Fitness, mentale Belastbarkeit sowie ggf. fliegerische Vorkenntnisse erforderlich. Die Einstiegsmöglichkeiten reichen von der Pilotenausbildung über technische Spezialisierungen bis hin zu logistischen Aufgaben im Flugbetrieb.
Auswahlverfahren für Pilotinnen und Piloten der Flugpolizei Österreich
Die Tätigkeit als Hubschrauberpilot/in bei der Flugpolizei Österreich zählt zu den herausforderndsten und verantwortungsvollsten Funktionen innerhalb der Exekutive. Entsprechend hoch sind die Anforderungen im mehrstufigen Auswahlverfahren, das gezielt die körperliche, mentale und charakterliche Eignung der Bewerbenden prüft.
Im Zentrum des Auswahlprozesses steht die psychologische Eignungsdiagnostik, bei der folgende Kompetenzen geprüft werden:
- Konzentrations- und Merkfähigkeit
- Räumliches und numerisches Denken
- Entscheidungsfähigkeit unter Zeitdruck
- Persönlichkeitsmerkmale wie Risikobewusstsein, Stressresistenz und Teamfähigkeit
- Eine umfassende medizinische Tauglichkeitsuntersuchung
- Ein strukturierter Interviewprozess (Hearing) mit Expert:innen aus dem fliegerischen und polizeilichen Bereich
- Die Prüfung der sensomotorischen Geschicklichkeit, z. B. Reaktionsvermögen und Koordination
Diese Tests gewährleisten, dass nur Bewerber/innen mit dem notwendigen Gesamtprofil zur Polizeipilotenausbildung zugelassen werden – schließlich erfordert die Tätigkeit im Cockpit eines Polizeihubschraubers nicht nur technisches Können, sondern auch höchste Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit.
Altersgrenzen im Überblick:
- Ohne fliegerische Vorerfahrung: maximal 27 Jahre
- Mit Privatpilotenlizenz (PPL): maximal 30 Jahre
- Mit Berufspilotenlizenz (CPL): maximal 35 Jahre
Diese Altersgrenzen sollen sicherstellen, dass die Bewerbenden die intensiven Ausbildungsphasen sowie den langfristigen Dienst im fliegerischen Polizeibereich erfolgreich absolvieren können.
Ausbildung bei der Flugpolizei Österreich – Vom Cockpit zur Einsatzbereitschaft
Die Ausbildung bei der Flugpolizei Österreich zählt zu den anspruchsvollsten Spezialisierungen innerhalb der Exekutive. Sie kombiniert fliegerisches Können mit polizeilichem Fachwissen und bereitet zukünftige Pilotinnen und Piloten umfassend auf ihre Einsätze in unterschiedlichsten Einsatzszenarien vor. Der Weg zur fliegenden Einsatzkraft erfolgt in mehreren Etappen und umfasst sowohl intensive Theorieblöcke als auch praktische Trainingsphasen mit modernster Technologie.
Phase 1: Grundausbildung und Spezialisierung
Der Einstieg in die fliegerische Karriere beginnt mit der Berufshubschrauberpilotenausbildung, die je nach Vorerfahrung 12 bis 18 Monate dauert. In dieser Zeit absolvieren die Anwärter:innen:
- 350 Stunden Theorie in 13 Fachbereichen (z. B. Navigation, Meteorologie, Flugleistung)
- 150 Flugstunden auf verschiedenen Trainingsmustern
- Erwerb der Nachtsichtflugberechtigung (NVG)
- Musterberechtigung auf dem Airbus H135 – dem Standardhubschrauber der Flugpolizei
- Spezialtrainings für Außenlandungen, Bergflüge und Hochgebirgseinsätze
Diese erste Ausbildungsphase legt die fliegerische und einsatztaktische Grundlage für die anspruchsvollen Aufgaben der Flugpolizei – von Rettungsflügen über Fahndungseinsätze bis hin zur Katastrophenhilfe bei extremen Wetterlagen.
Phase 2: Einsatzvorbereitung und kontinuierliche Fortbildung
Nach der Grundausbildung folgt eine intensive Supervisionsphase, in der angehende Pilot:innen durch erfahrene Kolleg:innen im Einsatzbetrieb begleitet und geschult werden. Die Inhalte dieser Phase:
- Simulatortrainings zur Vorbereitung auf außergewöhnliche Szenarien
- Nachtsichtübungen mit NVG-Technologie
- Einsatzflüge im Duo: tagsüber als verantwortlicher Pilotin, nachts als Co-Pilot*in
- Praxisnahe Manöver in realitätsnahen Einsatzumgebungen
Nach etwa zwei Jahren intensiver Ausbildung erfolgt die Zuteilung zu einer Flugeinsatzstelle der Flugpolizei. Doch auch danach bleibt das lebenslange Lernen ein zentraler Bestandteil: Mit steigender Flugerfahrung erwerben Pilot:innen zusätzliche Qualifikationen, etwa für den Außenlasttransport, Bergeseilflüge oder das Fliegen in besonders anspruchsvollen Einsatzgebieten.
Die Ausbildung zur Hubschrauberpilotin bzw. zum Hubschrauberpiloten bei der Polizei Österreich ist damit nicht nur technisch hochmodern und praxisorientiert – sie bildet auch das Fundament für eine verantwortungsvolle, spannende und gesellschaftlich wichtige Aufgabe im Bereich der polizeilichen Luftunterstützung.
Aufgaben, Spezialeinsätze und Standorte der Flugpolizei Österreich
Die Flugpolizei Österreich übernimmt ein beeindruckend breites Spektrum an Aufgaben, das weit über klassische Polizeiarbeit hinausgeht. Mit ihrer Flotte moderner Polizeihubschrauber ist sie dort im Einsatz, wo Geschwindigkeit, Übersicht und Zugang zu unwegsamem Gelände gefragt sind. Zu den wichtigsten Aufgabenbereichen zählen:
- Rettungseinsätze in alpinem Gelände – etwa bei Lawinenabgängen oder Bergnotfällen
- Luftunterstützung bei Waldbränden – inkl. gezieltem Abwurf von Löschwasser
- Luftgestützte Fahndungen – z. B. bei der Suche nach vermissten oder flüchtigen Personen
- Verkehrsüberwachung aus der Luft – besonders bei Großveranstaltungen, Demos oder auf Autobahnen
- Transport von Einsatzkräften und Spezialausrüstung in schwer zugängliche Gebiete
Diese Einsätze erfordern nicht nur hohe fliegerische Kompetenz, sondern auch taktisches Feingefühl und reibungslose Koordination mit bodengebundenen Einheiten.
Spezialeinsätze und Zusammenarbeit mit Cobra & Co.
Neben den klassischen Luftpolizeiaufgaben ist die Flugpolizei auch in hochspezialisierte Einsatzszenarien eingebunden. In enger Zusammenarbeit mit dem Einsatzkommando Cobra/DSE übernimmt sie Aufgaben, die höchste Präzision und Teamarbeit verlangen:
- Luftabsprung von Fallschirmspringern oder Tauchern in unwegsames oder gefährliches Gelände
- Anhalten und Verfolgen von Fahrzeugen aus der Luft
- Transport von Geologen oder Einsatzpersonal zu entlegenen Einsatzorten
Diese Kooperationen zeigen eindrucksvoll, dass die Flugpolizei nicht nur „aus der Luft beobachtet“, sondern aktiv zur Sicherheit, Gefahrenabwehr und Einsatzführung beiträgt – oft in Extremsituationen, in denen klassische Einsatzmittel an ihre Grenzen stoßen.
Flugeinsatzstellen – Die Standorte der Flugpolizei in Österreich
Um schnell und flexibel reagieren zu können, ist die Flugpolizei an acht Standorten österreichweit vertreten. Diese sogenannten Flugeinsatzstellen sind strategisch im gesamten Bundesgebiet verteilt und gewährleisten eine flächendeckende Einsatzfähigkeit.
Flugeinsatzstellen der Flugpolizei Österreich:
- Wiener Neustadt (Hauptstandort & Flugschule)
- Linz
- Salzburg
- Innsbruck
- Hohenems
- Klagenfurt
- Graz
- Außenstelle Schwechat
Die zentrale Ausbildungseinrichtung und Verwaltung der Flugpolizei befindet sich seit Ende 2023 in Wiener Neustadt. Während die theoretische Ausbildung der Polizeipiloten dort erfolgt, finden die praktischen Trainingsflüge auf der nahegelegenen Außenstelle in Bad Vöslau statt.
Die Flugpolizei Österreich ist damit ein unverzichtbarer Teil der Sicherheitsstruktur des Landes – leistungsfähig, vielseitig und bereit für jede Lage, in der schnelle und professionelle Luftunterstützung gefragt ist.